HUMOR / 2015-2017
REIFE-ÄPFEL-LYRIK
(Limerick)
... und der Dichter sucht voller Entzücken
ein gehob’neres Wort als nur „pflücken“,
er sucht ohne Verzagen
während Wochen und Tagen
und dann hat er’s gefunden: „sich bücken“ !
BRUMMSCHÄDEL-LITANEI
Mit halbem Auge erwacht die Welt,
Flau der Magen,
Der Rachen verdorrt.
Heiliger Brummschädel,
Brumm für uns!
Blende und Belichtungszeit -
Sadistisch quält die Qual!
Ja, wer löscht denn mir die Sonne aus?
Heiliger Brummschädel,
Brumm für uns!
Das Rundherum schwillt an,
Jeder Gedanke schmerzt einzeln-
Und wäre er auch nur in schwarz-weiß gedacht.
Heiliger Brummschädel,
Brumm für uns!
Sie wummert im largo, die dritte Halbzeit,
Hackt und pocht,
Was das Staccatissimo hält.
Heiliger Brummschädel,
Brumm für uns!
Es katert zwischen Filmriss und Rollmöpsen,
Schluckst so säuerlich
Nach Absacker und letztem Bier.
Heiliger Brummschädel,
Brumm für uns!
Spiel jetzt intellektuell und nenn es Hangover
oder zeitverzögert alkoholinduziert -
mir ist einfach nur unter-aller-Sau-speikotzübel!
AMEN
KLOSTERNACHT
(frei nach „Mondnacht“
von Joseph Freiherr von Eichendorff / 1788 – 1857)
Es war, als hätt’ der Pater
Die Nonne nur geküsst,
Damit sie abends immer
Von ihm nun träumen müsst’.
Der Mond schien durch die Luke,
Die Kerze wogte sacht -
Es lauschten leis die Wälder,
So prickelnd war die Nacht.
Und eine Taube* spannte
Flugs ihre Flügel aus
Und hoffte, sie bleibt heute
Mal aus der Nummer ’raus ...
(* in der christlichen Kunst Symbol des Heiligen Geistes /
Jungfrauengeburt „empfangen durch den ....“)
Mondnacht
(Joseph Freiherr von Eichendorff)
Es war, als hätt' der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt'.
Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.
REEPERBAHN-NONSENS
Auf der Reeperbahn nachts um halb eins,
Ob du’n Mädel hast oder auch keins –
Auf der Reeperbahn nachts um halb zwei,
Ob du zwei Mädels hast oder auch drei –
Auf der Reeperbahn nachts um halb vier,
Ob du vier Mädels hast oder --- (nein hier,
Hier klappts nicht mehr, es weiter zu schaffen,
Bei fünf strecken wir beide die Waffen ...)
GERICHTSVOLLZIEHER-LIED
(nach „Der Mond ist aufgegangen“ / Matthias Claudius)
Mein Geld ist ausgegangen,
Die Mahnungen, sie prangen,
Im Briefschlitz klipp und klar –
Das Haus steht starr und schweiget,
Und aus den Treppen steiget
Der Pleitegeier und will bar.
Wie ist die Welt so stülle
Und in der Leere Hülle
Mir so vertraulich-hold!
Drum sucht in meiner Kammer,
Was ihr bei all dem Jammer
Gerichtlich noch vollziehen wollt.
Da staunt ihr denn, ihr Brüder,
Und kratzt die Kurve wieder,
Von Bimbes nicht ein Hauch -
Verschon’ mich, Gott! mit Strafen
Und lass’ den Kuckuck schlafen!
Und meine leeren Konten auch!
Abendlied
(Matthias Claudius)
Der Mond ist aufgegangen,
die gold'nen Sternlein prangen
am Himmel hell und klar.
Der Wald steht schwarz und schweiget,
und aus den Wiesen steiget
der weiße Nebel wunderbar.
Wie ist die Welt so stille
und in der Dämmrung Hülle
so traulich und so hold!
Als eine stille Kammer,
wo ihr des Tages Jammer
verschlafen und vergessen sollt.
(...)
So legt euch denn ihr Brüder,
in Gottes Namen nieder;
kalt ist der Abendhauch.
Verschon' uns, Gott! mit Strafen
und lass' uns ruhig schlafen!
und uns'ren kranken Nachbarn auch!
IN DER STILLE DER NATUR ...
... sitzet man und höret nur
des Spechtes
Hämmern,
der Blaumeise
Tschilpen,
das Bienengesumme
zum Nektar hin,
des nahen Baches
anheimelndes Geplätscher,
das Lüftchen
im Erlen-Laub
und meinen Tinnitus
KREUZPUNKT IN ABSURDISTAN
Die
Welt
rotiert
dem
Uhrzeigersinn
entgegen -
ja,
und
deswegen
sitzt
sie
allabendlich
bei
mir
in
Buslinie 12,
diese
Japanerin
mit
ihrer
Morgenstulle